
Fiat Topolino 1951
Wenn ich so richtig nachdenke, Dann weiß ich gar nicht so viel von meinem Großvater. Es gibt große Lücken in seinem Lebenslauf. 1894 in Hamburg, geboren ging er in den frühen 1900er Jahren. Mit seiner Mutter in die USA, soweit ich weiß nach New York, wo sie versuchte, sich als Klavierlehrerin zu etablieren. Aber irgendwann kamen beide wieder zurück. Was danach passierte, ist mir unklar. Er heiratete meine Großmutter und sie gelandeten in Leipzig, wo sowohl meine Mutter als auch mein früh verstorbener Onkel geboren wurden. Gerüchteweise waren sie dann in der Nazizeit in Breslau, wo er angeblich als Mitglied der Kriminalpolizei arbeitete. Was er dort macht und woran er beteiligt war, weiß ich nicht.
Irgendwann enden sie in Lübeck, wo sie eine kleine Einliegerwohnung in einem Häuschen mieteten. Mein Großvater arbeitete als Handelsvertreter, und ich erinnere mich daran, dass er in meiner frühsten Erinnerung für sein Beruf, einen Fiat wie oben im Bild benutzte. Dieser wurde später durch ein grünes Modell ohne Holz ersetzt. In diesem machte ich mit meinen Großeltern einen ausgedehnten Zelturlaub in Süddeutschland. Das muss in einem heißen Sommer gewesen sein. Wahrscheinlich 1959. Ich erinnere mich an Fetzen: wie ich quer in einem grünen Hauszelt hinter den beiden Großeltern schlief; wie irgendwo im Odenwald ein Junge Forellen mit Pfeil und Bogen geschossen hat; wie ich irgendwo für meine Mutter eine elfenbeingeschnitzte Brosche gekauft habe. Für mich faszinierend in seiner Wohnung war der Schreibtisch mit Locher Büroklammern Papier, Radiergummi, Stiften. In unserem Musikerhaushalt gab es sowas nicht.
Mein Großvater muss mich gern gehabt haben. Zur Taufe bekam ich ein silbernes Besteck mit Monographie und als junge um zehn oder Elf herum, eine elektrische Modelleisenbahn. Mein Großeltern hatten einen Terrier, der sicher zu einem Großteil auch dafür verantwortlich ist, dass ich manchmal mit Hunden nicht so richtig etwas anfangen kann. Er war der Ersatz für eine Floria, die von einem Auto überfahren war und der Fell als Läufer im Arbeitszimmer meines Großvaters lag. Gloria war ein fettleibiger fauler Hund, der die Treppen hoch getragen werden musste.
Ich denke, meinen Vater mochte er nicht so richtig. Ich bin auch nicht sicher, ob die Legende meiner Mutter stimmt,dass sie mich gezeugt haben, um heiraten zu können. Vielleicht war es doch eine Zwangsheirat, die so manches im Verhältnis meiner Eltern und vielleicht auch besonders im Leben meiner Mutter erklären könnte.
Mein Großvater starb 1976 infolge eines Schlaganfalls, nachdem meine Großmutter ihn noch einige Monate hatte pflegen müssen.
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