Gegenwärtiges und Vergangenes

Mein Vater

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Mein Vater, meine Schwester und ich

Mein Vater wurde am 19. Dezember 1927 in Pait, Ostpreußen, geboren. Soweit ich weiß, war dort ein Jagdgut von Hermann Göring, auf dem mein Großvater als Waldarbeiter beschäftigt war. Mein Vater entsprach außer der Körpergröße dem arischen Ideal eines blonden, blauäugigen Deutschen. Im zarten Alter von knapp 17 Jahren wurde er Mitglied der WaffenSS, nach Tschechien geschickt, er erlitt eine Schusswunde im Bein und geriet in amerikanische gefangenschaft.

Irgendwie kam er dann nach Lübeck, wo er an der Musikhochschule, Klarinette, Saxophon und Komposition studierte. Beim Geldverdienen, unter Musikern Mucke genannt, spielte er dann mit meinem Onkel, dem Bruder meiner Mutter, in Lübeck Tanzmusik, soweit ich weiß im Riverboat. Dort lernte er dann meine Mutter kennen.

Soweit ich weiß, mochten meine Großeltern ihn nicht. Aber trotzdem heiratete ihm meine Mutter am 1. März 1951. Und ich kam am 17. August 1951 auf die Welt. Nett wie sie waren, erklärte mir meine Mutter, dass sie mich gezeugt haben, um heiraten zu dürfen. Am 9. Dezember 1953 kam dann meine Schwester auf die Welt.

Mit zwei Kindern in einem Flüchtlingsheim in Lübeck und mit ein paar Mucken nebenbei langte dann das Gehalt als Musiker am Lübecker Stadttheater nicht mehr. Deshalb schloss mein Vater 1956 oder 1957 einen Zeitvertrag über acht Jahre mit der neu gegründeten Bundeswehr ab. Dieser Vertrag brachte uns auch eine Wohnung der Bundeswehr in Hamburg ein, so dass wir dann 1957 nach Hamburg-Horn umzogen.

Wie sahen unser Vater eigentlich nicht so oft, aber ich hatte einige persönliche Ereignisse, in denen mir sein Beruf besondere Erlebnisse bescherte. Damals wurde bei Spielen des Hamburger Sportvereins HSV im Stadion in der Pause und vor dem Spiel Musik gemacht, und dabei kam auch das Musikkorps 6 der Bundeswehr in Einsatz, bei dem mein Vater mit Klarinette und Saxophon aktiv war. Normalerweise wurde ich im Bus des Orchesters mitgenommen, aber einmal hatte ich dieses verpasst. Ich schlug mich dann weinend zum Stadion durch und die Ordner hatten Mitleid mit mir und begleiteten mich dann zum Orchester. Soweit ich weiß, war das ein Spiel zwischen dem HSV und Benfica Lissabon. Seitdem war ich Fan des HSV.

An Sonntagen war mein Vater unbrauchbar, denn am Samstag war der Haupttag, um als Musiker bei Tanzveranstaltungen Geld zu verdienen. Und am Sonntag drauf schlief er und das nicht ganz nüchtern. Ich musste in so manches mal davon abhalten, irgendwelche Schränke in der Wohnung als Toilette zu benutzen.

Mein Vater war auch anderen Frauen nicht abgeneigt, auch wenn ich ihn und meine Mutter einmal in eindeutiger Stellung im Schlafzimmer erwischt habe.

Meine Mutter starb früh, im Alter von knapp 52 Jahren im Jahre 1982. Ich erhielt den Anruf in Altona, nachdem ich ganz kurz zuvor in einer Kneipe meine spätere Frau kennen gelernt hatte. Vorher hatte ich ihr einen Zettel mit der Bitte um ein Wiedersehen in die Klingel Ihres Fahrrads gesteckt. Das kannte ich, ihre Adresse nicht. Natürlich fuhr ich sofort zu meinem Vater, wo ich noch die sagt Träger mit dem Sarg, die Treppe runtergehen sah

Etwas mehr als ein Jahr später rief mich mein Vater an, weil er mich treffen wollte. Bei diesem Treffen erklärt er mir, dass er eine neue Frau kennen gelernt hatte. Mit dieser war er dann einige Jahre zusammen, wobei er sich auch dort wahrscheinlich eher wie ein Pascha aufführte. Das führte dann auch zur Trennung und ich habe dann meinem Vater eine Wohnung in einem betreuten Wohnheim organisiert.

Dort feierte er dann auch seinen 75. Geburtstag, den Hanna, wenn sie davon erzählen will, denkwürdig fand.

Dann im 76. Lebensjahrkamn mein Vaterprobleme mit seiner Diabetes ins Krankenhaus in Hamburg. Ich habe ihn dort besucht, und an einem Tag ging es ihm sehr schlecht und ich dachte, das kann nicht mehr lange dauern. Ich rief meine Schwester an und sagte ihr, sie soll ins Krankenhaus gehen, wenn sie ihn noch einmal sehen möchte.

Am nächsten Tag starb er..

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Wer Schreibfehler findet, darf sie gerne behalten. Man darf auch kommentieren, das würde mich freuen.

1 Kommentar

  1. Hanna Müssig

    Das Kennenlernen von Axels Familie war etwas seltsam für mich, die ich ja bekanntermaßen ein Familientier bin. Es herrschte eine bemerkbare Kälte und erst zu späterer Stunde kam etwas wie Heiterkeit auf. Die Rede des Jubilars enthielt auch eine sehr kurze Vorstellung seiner Kinder, die aber eigentlich nur eine Namens- und Berufsnennung war. Also ich spürte nichts wirklich liebenswertes in seinen Worten. Als ich ihn dann zu später Stunde darauf ansprach, war wohl schon zu viel Alkohol geflossen als das ein sinnvolles Gespräch möglich war. Danach habe ich ihn auch nicht mehr gesehen und die Familie erst wieder bei der Beerdigung wieder gesehen.

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